Arbeitsschutzkultur

Die 4 Kulturstufen im Arbeitsschutz: Wie Mitarbeiterbeteiligung und Sicherheitskultur den Unterschied machen

Einleitung:

Arbeitsschutz ist weit mehr als das Einhalten von Vorschriften oder das Aufstellen von Sicherheitsbarrieren. Der Erfolg eines Unternehmens in puncto Arbeitssicherheit hängt maßgeblich von seiner Sicherheitskultur und der Mitarbeiterbeteiligung ab. Nur wenn Sicherheit Teil der Unternehmenskultur ist und Mitarbeiter aktiv einbezogen werden, können Unfälle nachhaltig verhindert werden. In diesem Artikel beleuchten wir zwei wichtige Konzepte: das „Safety Culture Maturity Model“ von Patrick Hudson und die vier Kulturstufen der Mitarbeiterbeteiligung im Arbeitsschutz. Beide Modelle zeigen auf, wie Unternehmen ihre Sicherheitskultur entwickeln und das Engagement ihrer Mitarbeiter stärken können.


Das „Safety Culture Maturity Model“ von Patrick Hudson

Das von Patrick Hudson entwickelte Sicherheitskultur-Reifegradmodell beschreibt die Entwicklung der Sicherheitskultur eines Unternehmens über verschiedene Stufen hinweg. Es dient als Orientierungshilfe, um zu erkennen, wie Organisationen Sicherheitsmaßnahmen einführen und wie sich das Sicherheitsbewusstsein ihrer Mitarbeiter entwickelt. Die fünf Stufen reichen von einer reaktiven bis zu einer vollständig integrierten und generativen Sicherheitskultur.

1. Reaktive Kultur:
In dieser Stufe reagieren Unternehmen nur auf Vorfälle. Sicherheitsmaßnahmen werden erst dann ergriffen, wenn ein Unfall passiert ist. Proaktive Sicherheitsarbeit findet kaum statt, und das Bewusstsein für Gefahren ist nur dann präsent, wenn bereits ein Schaden eingetreten ist.

2. Regelbasierte Kultur:
Hier liegt der Fokus auf dem Einhalten von Sicherheitsvorschriften und Regeln. Sicherheit wird als etwas angesehen, das durch externe Regelwerke vorgegeben wird. Die Mitarbeiter folgen diesen Vorschriften, aber ohne ein tiefes Verständnis dafür, wie sie aktiv zur Unfallvermeidung beitragen können.

3. Proaktive Kultur:
In der proaktiven Stufe beginnen Unternehmen, Sicherheit als eigenständigen Wert zu betrachten. Sie handeln vorausschauend und versuchen, Gefahren und Risiken zu identifizieren, bevor Unfälle passieren. Es wird eine Kultur der kontinuierlichen Verbesserung angestrebt.

4. Generative (integrierte) Kultur:
In dieser höchsten Stufe der Sicherheitskultur ist Sicherheit fest in alle Prozesse integriert. Jeder Mitarbeiter – unabhängig von seiner Position – trägt aktiv zur Risikominimierung bei. Sicherheit wird als zentraler Wert angesehen, und Unfälle gelten als inakzeptabel. Die Kultur ist auf Prävention ausgelegt und wird ständig weiterentwickelt.


Die 4 Kulturstufen der Mitarbeiterbeteiligung im Arbeitsschutz

Während Hudsons Modell die allgemeine Entwicklung der Sicherheitskultur beschreibt, zeigt das Modell der vier Kulturstufen der Mitarbeiterbeteiligung im Arbeitsschutz, wie Mitarbeiter schrittweise stärker in die Sicherheitsprozesse eingebunden werden. Dieses Modell unterstreicht, wie wichtig es ist, dass die Mitarbeiter aktiv an der Gestaltung der Arbeitssicherheit mitwirken.

1. Zwangskultur:
In dieser Phase fühlen sich Mitarbeiter gezwungen, Sicherheitsvorschriften zu befolgen. Arbeitsschutz wird als externe Verpflichtung angesehen, die nur eingehalten wird, um Sanktionen oder negative Konsequenzen zu vermeiden. Die Mitarbeiter handeln passiv und sehen Sicherheit nicht als eigene Verantwortung.

2. Anweisungskultur:
Hier wird Arbeitsschutz durch Anweisungen von oben gesteuert. Die Führungskräfte geben klare Anweisungen, und die Mitarbeiter setzen diese um. Es gibt wenig Raum für Eigeninitiative oder Mitgestaltung. Sicherheit wird als Aufgabe der Vorgesetzten betrachtet, nicht als gemeinsame Verantwortung.

3. Kooperationskultur:
In dieser Stufe arbeiten Mitarbeiter und Führungskräfte zusammen, um die Arbeitssicherheit zu verbessern. Mitarbeiter haben die Möglichkeit, eigene Ideen und Vorschläge einzubringen, und ihre Beiträge werden ernst genommen. Diese Zusammenarbeit stärkt das Sicherheitsbewusstsein und fördert eine aktive Teilnahme am Sicherheitsprozess.

4. Eigenverantwortungskultur:
In dieser letzten und höchsten Stufe übernehmen die Mitarbeiter eigenverantwortlich die Verantwortung für ihre eigene Sicherheit und die ihrer Kollegen. Sie agieren proaktiv und identifizieren Risiken, bevor diese zu Problemen führen. Arbeitsschutz ist vollständig in den Alltag integriert und wird von allen Beteiligten als fester Bestandteil ihrer Tätigkeit angesehen.


Der Weg zur nachhaltigen Sicherheitskultur: Gemeinsam für mehr Sicherheit

Beide Modelle – das Safety Culture Maturity Model von Patrick Hudson und die vier Kulturstufen der Mitarbeiterbeteiligung – verdeutlichen den Weg, den Unternehmen gehen müssen, um eine nachhaltige und effektive Sicherheitskultur zu entwickeln. Während Hudsons Modell den allgemeinen Reifegrad der Sicherheitskultur beschreibt, zeigt das Modell der Mitarbeiterbeteiligung, wie wichtig es ist, dass Mitarbeiter aktiv eingebunden werden und Verantwortung übernehmen.

In einer idealen Sicherheitskultur, wie sie in der generativen Stufe des Hudson-Modells beschrieben wird, agieren Unternehmen proaktiv und streben danach, Risiken kontinuierlich zu minimieren. Gleichzeitig übernehmen Mitarbeiter – wie in der Eigenverantwortungskultur – aktiv Verantwortung für ihre eigene Sicherheit. Diese Kombination führt zu einer Sicherheitskultur, in der Risiken nicht nur erkannt, sondern gemeinsam vermieden werden.

Fazit:

Der Weg zu einer starken Sicherheitskultur führt über die Einbindung der Mitarbeiter und die Entwicklung eines proaktiven Sicherheitsbewusstseins. Nur wenn Sicherheit von allen als gemeinschaftliche Aufgabe wahrgenommen wird, kann sie langfristig und nachhaltig gelebt werden. Unternehmen, die in ihre Sicherheitskultur und die aktive Mitarbeit ihrer Belegschaft investieren, schaffen nicht nur ein sicheres, sondern auch ein vertrauensvolles und motivierendes Arbeitsumfeld.

Das Ziel: Sicherheit als integralen Bestandteil der Unternehmenskultur zu verankern – für mehr Sicherheit und Wohlbefinden am Arbeitsplatz.